Gleich zwei Berichte zur Kursfahrt nach Greifswald gingen bei der Redaktion ein.
I. Von Meeresbrisen und Erdbeerkuchen (Luca Müller, A22.2)
Am 13. September machten sich die drei Geschichtskurse der 12. Klasse auf den Weg. Während wir alle Montag morgen müde im Bus erschienen, wurden wir sofort mit dem Anblick fünf erwachsener Menschen geweckt, die weder Lehrerkleidung trugen, noch Notenhefte und Lehrbücher dabei hatten. Wir konnten sie erst nicht richtig einordnen, doch nach genauem Hinsehen war es uns klar, es waren unsere Lehrer. Sie können also doch normale Menschen sein.
Die Reise der Lehrer und uns Schülern begann. Wir fuhren nach Wieck, einem kleinen Ort am Hafen in der Nähe von Greifswald. Nach 7 Stunden Fahrt kamen wir dank unseres legendären Busfahrers, den wir liebevoll Alex oder Prinzessin nennen durften, an. Als erstes bezogen wir die Betten, räumten Schränke mit Klamotten ein und ließen uns ein Sprudelwasser schmecken. Ereignisreich war der Tag bisher nicht allzu sehr. Doch der Abend hatte einiges zu bieten. Dabei rede ich nicht von den Nudeln mit flüssigem Ketchup als Abendessen, sondern von der anstehenden Geburtstagsfeier. Leider war es uns als perfekten und vorbildlichen Schülern nicht möglich das Zimmer nach 23 Uhr zu verlassen, also mussten wir das Beste daraus machen und feierten leise und behütet allein in unserem Zimmern, nachdem wir es uns bis abends am Meer gemütlich machten. Wenn man sich nur mal vorstellt, was nachts passieren könnte, wenn man draußen am Hafen neben einem Polizeiboot Geburtstag feiern würde!
Am Dienstag startete der Tag mit dem Frühstück und zahlreichen Glückwünschen für Luca. Dieser Tag sollte genial werden: Eine Stadtführung durch Greifswald war geplant. Eigentlich geht es kaum besser, wenn nicht unser Stadtführer gewesen wäre. Er zeigte uns den Markt, den Greifwalder Dom, witzelte über schlechte Bars und seine Erfahrungen dort und lieferte sich das ein oder andere Mal einen kleinen verbalen Schlagabtausch mit einem unserer Lehrer. Ab da an wussten wir: Der Tag war perfekt. Mit unserer Schaumstofffigur, die wir liebevoll "Herrn Tourist" nannten, und der 3-Liter-Sprudelwasserflasche zogen wir anschließend durch die Stadt. Es gab leckere Fischbrötchen vom Kutter und heiße Crêpes. Vielleicht sind wir Schüler unseres Jahrgangs manchmal verschieden, doch in dieser Situation waren wir alle gleich: Wir hatten großen Hunger. Eine Gruppe Schüler machte sich danach auf den Weg nach Peenemünde. Die Geschichtsträchtigkeit des Ortes faszinierte die Mitgereisten sehr, vor allem im Bezug auf Wernher von Braun. Langsam aber sicher fuhren oder liefen alle Gruppen Richtung Jugendherberge. Selbst der riesige Erdbeer-Sahne-Kuchen, den Luca geschenkt bekam, fand seinen Weg zum Hafen und wartete darauf mit dem Messer in unzählige Stücken zerteilt zu werden. Dies geschah beim Abendessen. Leider überlebte er den Abend nicht mehr, nachdem jeder ein Stück bekam.
Der Mittwoch hingegen schien anfangs ein ganz normaler Tag zu sein. Wir machten alle einen Coronatest (die einen früher, die anderen später) und fuhren los nach Rügen. Dort besuchten wir das Dokumentationszentrum in Prora und widmeten uns der Ernsthaftigkeit. Anschließend war ein Spaziergang nach Binz geplant - jedenfalls für die, die nicht zu faul waren. Entschied man sich aber für den Spaziergang, so konnte man an einem wundervollen Strand am Meer laufen. Auch die Sonne hätte man genießen können, wäre es nicht bewölkt gewesen.
In Binz angekommen war die logische Konsequenz das Betreten der Strandpromenade. Außer ein paar Möwen waren alle bei guter Laune und genossen die frische Meeresluft. Um den Anblick zu würdigen, setzten sich ein paar von uns in eine Strandbar und genossen bei einer puren Cola zum Takt von "Hier kommt Kurt" die Aussicht. Nach einiger Zeit trafen sich alle Schüler am Binzer Hauptbahnhof, um gemeinsam in das Jugendorf zu fahren und den Abend ausklingen zu lassen. An diesem Abend ging es nicht mehr zum Strand. Grund dafür war einerseits das Wetter, aber auch das vorbildliche Verhalten aller Schüler, die sich für den nächsten Tag fithalten wollten.
Denn am Donnerstag fuhren wir nach Stralsund. Während viele auf der eineinhalbstündigen Fahrt schliefen, stellte ich mir die wichtigen Fragen: "Wie teuer ist der Fisch hier?", "Ist Tim noch da?" und "Wo gibt es in Stralsund gute Wassersprays?". Meine Fragen konnten vielleicht nicht in voller Gänze beantwortet werden, doch dafür blieb im Ozeaneum auch keine Zeit. Quallen, Pinguine, Fische: Sie alle durften uns Weimarer heute sehen. Während sie im ersten Moment süß aussahen und stundenlang von uns bestaunt werden könnten, hinterließ das Aquarium einen faden Beigeschmack. Muss man wirklich unzählige Tiere auf engstem Raum einsperren, um täglich Karten an tausende Besucher verkaufen zu können? Wir können es nicht ändern. Oder vielleicht können wir es - und wollen es nicht.
Nach der Tour durch das Ozeaneum hatten wir Freizeit. Traditionell besuchten wir die Restaurants der Stadt, tranken Wasser und aßen die ein oder andere Speise. Denn bevor es auf die Gorch Fock ging, mussten wir uns stärken.
Erstmal schossen wir ein Gruppenfoto vor dem Schiff. Unser Geschichtslehrer akzeptierte dies, konnte es sich jedoch nicht nehmen lassen, während des Fotoshootings seine Arbeitsblätter auszuteilen. Was von außen lustig aussah, war in der Schülermenge purer Ernst. Denn wir konnten es kaum erwarten auf die Gorch Fock zu gehen. Auf dem Schiff angekommen konnten wir uns selbstständig umschauen. Doch das Beste an diesem Rundgang war nicht das Schiff - Nein, es war die Begeisterung unserer Geschichtslehrerin, die faszieniert durch die einzelnen Räume und über das Deck ging und mit einem Lächeln sagte: "Zum Glück haben wir uns das Alles noch spontan angeschaut, es ist wirklich toll hier." Auch wenn das Schiff schön war, war das der beste Moment auf der Gorch Fock. Bei Regen machten wir uns danach wieder auf den Weg in das maritime Jugendorf. Es sollte unser letzter Abend sein und wir genossen die Zeit so gut es ging am Strand. Außer ein paar Kleinigkeiten blieb der Abend ruhig. Wir waren jedenfalls alle froh, dass niemand nach Hause geschickt wurde nach diesen langen Tagen. Wir waren stolz auf uns.
Mit diesem Gefühl schlossen wir die Augen. Wir wussten, dass die Heimfahrt nun unangenehm nah liegt. Nach dem Aufwachen kümmerten wir uns um die Sauberkeit der Zimmer und machten alles für den letzten Check der unvergesslichen Heimleitung bereit. Dann ging es wieder nach Hause. Ein Gefühl der Freude, aber auch leichter Trauer machte sich breit. Die Woche war vorbei. Leider. Doch nachdem unsere Geschichtslehrerin auf der Fahrt einen Chuck-Norris-Witz erzählte - Ja, spätestens dann wussten wir: Nun haben wir alles gesehen, können zufrieden nach Hause fahren und die Kursfahrt hat sich gelohnt.
II. Von Tischtennisplatten und Titanic-Szenen (Nina Ledwon, A22.3)
Durch die Pandemie fielen in den vergangenen anderthalb Jahren leider immer wieder viele Schulaktivitäten aus. Doch durch die Bemühungen der Schule wurde es uns 12ern ermöglicht, auf eine letzte Klassenfahrt aufzubrechen. Am Montag dem 13.09.2021 trafen sich insgesamt drei unserer vier Stammkurse gemeinsam mit unseren Kursleitern Frau Kauer, Herrn Schreiber und Herrn Heyn sowie zur Unterstützung Frau von der Gönna und Herrn Koch, auf dem Vorplatz des Schwanseebades. Aufgeregt warteten wir auf den Bus und auf die noch fehlenden Schüler. Gegen um 8 konnten wir die Fahrt zusammen mit dem für uns zuständigen Busfahrer Alex starten. Unser Ziel? Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern!
Trotz der frühen Zeit war die Stimmung im Bus ausgelassen und die Beschäftigungen sehr unterschiedlich. Die Fahrt in den Norden dauerte circa 7 ½ Stunden, was sich jedoch nicht auf unsere Laune auswirkte. Gegen 15:30 Uhr erreichten wir schließlich unser Ziel. Unsere Unterkunft, das Maritime Jugenddorf Wieck, war direkt am Hafen von Wieck, einem Ortsteil der Stadt Greifswald. Gespannt warteten wir darauf, endlich in unsere Zimmer zu dürfen und unsere Sachen auszupacken. Die Zimmer, in denen 2 bis 8 Personen Platz fanden, waren ordentlich und verfügten alle über ein eigenes Badezimmer, welche morgentliche Staus vermeiden sollte. Diese ließen sich trotz der Anstrengungen aller Zimmerbewohner nicht immer vermeiden. Da noch genügend Zeit bis zum Abendessen war, konnte diese frei genutzt werden. Einige von uns blieben auf ihren Zimmer und richteten sich in aller Ruhe ein, während sich andere auf Erkundungstour begaben. So stellten wir schnell fest, dass es bis zum Strand nur 3 Minuten zu Fuß waren. Nach dem Abendessen stand uns die Zeit ebenfalls wieder frei zur Verfügung und so ließ jeder den Abend nach seinen Vorstellungen ausklingen.
Der zweite Tag unserer Kursfahrt begann wie auch in den Folgetagen um 8:30 Uhr beim gemeinsamen Frühstück. Das Buffet hatte für jeden etwas zu bieten und so konnten wir im Anschluss alle zu unserer Stadtführung in Greifswald aufbrechen. Drei nette ältere Herrschaften führten unsere Kurse durch die Hanse- und Universitätsstadt und erzählten uns viele interessante Dinge über die Bauwerke und Geschichte Greifswalds. Nachdem die Führungen zu Ende waren, hatten die Schüler zwei Möglichkeiten, wie sie den zweiten Teil des Tages verbringen wollten. Ein Teil der Gruppe entschied sich dafür, in Greifswald zu bleiben und die Stadt in kleinen Gruppen noch weiter auf eigene Faust zu erkunden, während sich der andere Teil dazu entschied, gemeinsam mit Herrn Schreiber, Herrn Heyn und Herrn Koch nach Peenemünde zu fahren. Dort bot sich den Schülern die Möglichkeit, das Historisch-Technische Museum anzuschauen, in dem es um die ehemalige Waffenforschung dieses Standortes ging. Zufrieden und mit neuen Informationen versorgt ließen wir den Abend gemeinschaftlich ausklingen.
Früh ging auch unser dritter Tag los. Unser Ziel an diesem Tag war Prora/Binz auf Rügen. Da wir etwa 1 ½ Stunden Busfahrt vor uns hatten, konnten wir uns an diesem Morgen nicht so viel Zeit zum Frühstücken lassen. Dennoch wurde jeder satt und einige konnten ein wenig Schlaf aus der vergangenen Nacht im Bus nachholen. Bei der Ankunft in Prora fragten sich viele von uns zu Beginn, ob wir in der Zeit stehen geblieben sind. Vor uns taten sich alte, heruntergekommene Gebäude auf, welche ausladend aussahen. Eine Antwort auf diesen Anblick bekamen wir jedoch im örtlichen Dokumentationszentrum. Wir schauten uns eine Austellung zu der Geschichte dieser Häuser an, welche in der Zeit des Nationalsozialismus als KdF Seebad Rügen unter der Leitung Hitlers erbaut wurden. Mit diesem neugewonnenen Geschichtswissen machten wir uns alle nach und nach in kleinen Gruppen auf den Weg nach Binz. Viele nutzten dafür den Strand und genossen so einen schönen Spaziergang entlang des Wassers. Bis 16 Uhr konnten wir Binz erkunden, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten. Nach diesem wissenserweitertem Tag entschied sich ein Teil der Schüler dazu, den Tischtennisraum der Jugendherberge zu nutzen. Auch Herr Heyn und Frau von der Gönna schlossen sich der Gruppe an und ließen ihren Abend sportlich ausklingen.
Unseren letzten Tag in Norddeutschland verbrachten wir in Stralsund. Unser Busfahrer brachte uns zum Ozeaneum, einem Museum über das Leben im Meer. Eigenständig durchliefen wir die Ausstellung, in der man unter anderem einiges über die Lebewesen in der Nord- und Ostsee erfahren und sogar lebendige Exemplar von ihnen bestaunen konnte. Im Anschluss an den Museumsbesuch besichtigten wir noch das ehemalige Segelschulschiff Gorch Fock I aus dem Jahre 1933. Auf dem Schiff wurde uns vor Augen geführt, wie minimalistisch und einfach das Leben auf einem Schiff in der damaligen Zeit war. Einige von uns begannen nach der Besichtigung ihre schauspielerischen Fähigkeiten zu verbessern, indem sie die berühmte Szene aus Titanic am Bug des Schiffes nachstellten. Gut gelaunt nutzten wir die übrige Zeit, uns die schöne Stadt anzuschauen, bevor es zurück in die Jugendherberge ging. Da die Woche schnell vergangen war, hieß es an diesem Abend Taschen packen.
Um 10 Uhr startete unser Bus am Freitag in Richtung Heimat. Ablenkung auf der Fahrt bot uns der Busfahrer, welcher einen Film anstellte. Gegen 17:20 Uhr erreichten wir dann wieder Weimar.
Unsere (vorraussichtlich) letzte Kursfahrt war ein voller Erfolg. Wir hatten alle viel Spaß und jede Menge schöner und verrückter Momente. Die Stammkurse A22.1, A22.2 und A22.3 möchten sich bei allen bedanken, die dafür gesorgt haben, dass wir auf diese letzte Fahrt aufbrechen konnten.